E-Scooter Verbot in Bahnen und Busse: Ist der VDV leihlobbyverseucht?

Das Verbot der Mitnahme von E-Scootern in vielen öffentlichen Verkehrsmitteln sorgt für große Diskussionen und Unverständnis. Vor allem private E-Scooter-Nutzer fühlen sich benachteiligt. Allerdings wird die Maßnahme vom Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) unterstützt. Kritiker werfen dem VDV vor, er sei zu stark mit Anbietern von Sharing-Diensten vernetzt und setze sich damit vor allem für deren Interessen ein.

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Hintergrund der Verbotsempfehlung


Der VDV, als zentraler Interessenvertreter des öffentlichen Nahverkehrs, hat die Empfehlung ausgesprochen, E-Scooter in Bussen und Bahnen zu verbieten. Daraufhin haben viele Verkehrsunternehmen in Deutschland das Mitführen von E-Scootern in ihren Fahrzeugen untersagt. Diese Entscheidung wird mit Sicherheitsbedenken begründet, vor allem in Bezug auf den Brandschutz. Das hat in der Öffentlichkeit für Empörung gesorgt, insbesondere, da der TÜV-Verband zugelassenen E-Scootern ein hohes Sicherheits- und Brandschutzniveau attestiert, das mit dem von E-Bikes und Pedelecs vergleichbar ist. Diese sind von dem Verbot nicht betroffen und dürfen weiterhin problemlos in Bussen und Bahnen mitgenommen werden.

Auswirkungen des Verbots auf private Nutzer​


Das Verbot der Mitnahme von E-Scootern hat direkte Auswirkungen auf die Mobilität vieler Nutzer, die einen Elektrotretroller gekauft haben. E-Scooter haben sich in den letzten Jahren als Teil des intermodalen Verkehrs etabliert und werden häufig für die sog. letzte Meile zwischen Bahnhöfen oder Bushaltestellen genutzt. Das Mitnahmeverbot ist ein erheblicher Einschnitt, da zahlreiche Besitzer gezwungen werden, Autos oder Leih-Scooter zu nutzen, die am Bahnhof abgestellt werden.

Unverständnis bei Nutzern und Experten​


Die öffentliche Reaktion auf dieses Verbot war durchweg negativ und führte zu umfangreichen Diskussionen in sozialen Medien und den Nachrichten. Das Verbot trifft vor allem private E-Scooter-Besitzer hart. Sie verlieren eine umweltfreundliche und flexible Option für den Weg zur Arbeit oder zur nächsten Haltestelle. Kritik kommt auch von Seiten der Fachpresse. In einem Kommentar von Heise wird die Maßnahme als überzogen und nicht zielführend bewertet. Die Argumentation, dass E-Scooter ein erhöhtes Sicherheitsrisiko darstellen, wird von vielen Experten als unbegründet angesehen. Besonders, da E-Scooter, die eine Straßenzulassung besitzen, in Deutschland strengen Prüfungen hinsichtlich ihrer Sicherheit unterzogen werden.

Einfluss von Sharing-Anbietern - Eine fragwürdige Empfehlung?​


Die Empfehlung des VDV, E-Scooter aus dem öffentlichen Nahverkehr auszuschließen, wirft zahlreiche Fragen auf. Besonders, da von diesem Verbot vor allem die Anbieter von Leih-Scootern profitieren, deren Fahrzeuge strategisch günstig in der Nähe von ÖPNV-Haltestellen platziert sind. Viele dieser Unternehmen sind Partner des VDV, was den Verdacht nahelegt, dass wirtschaftliche Interessen eine Rolle bei der Empfehlung gespielt haben. Kritiker bemängeln, dass der Verband möglicherweise einseitige Interessen vertrete und das Verbot vor allem den eigenen Partnern zugutekommt, anstatt die Bedürfnisse der Nutzer in den Mittelpunkt zu stellen.

Vorteile für Leih-Scooter-Anbieter​


Es entsteht der Eindruck, dass private E-Scooter-Besitzer benachteiligt werden, während Sharing-Anbieter durch das Verbot einen Wettbewerbsvorteil erhalten. Diese können ihre Leihfahrzeuge als einzig verfügbare Option in der Nähe von Haltestellen positionieren, was nicht nur höhere Kosten für die Nutzer bedeutet, sondern auch den Markt zugunsten von Leih-Anbietern monopolisiert. Hersteller von E-Tretrollern für den Verkauf an Privatpersonen haben das Nachsehen.

Sicherheit von E-Scootern - Was sagt der TÜV?​


Laut einer Expertengruppe der im TÜV-Verband organisierten TÜV-Unternehmen verfügen in Deutschland zugelassene E-Scooter über ein hohes Sicherheits- und Brandschutzniveau, das mit dem von Pedelecs und E-Bikes vergleichbar ist. Richard Goebelt, Fachbereichsleiter Fahrzeug und Mobilität beim TÜV-Verband, betont, dass serienmäßig produzierte E-Scooter-Modelle eine unabhängige Prüfung durchlaufen müssen, um vom Kraftfahrt-Bundesamt eine Straßenzulassung zu erhalten. Im Rahmen dieser technischen Prüfung werden umfangreiche Tests zur Batteriesicherheit durchgeführt, was ein hohes Maß an Brandschutz gewährleistet.

Goebelt äußert sich kritisch zu dem Verbot, da E-Scooter ein vergleichbares Sicherheitsniveau wie Pedelecs aufweisen und die unabhängige Drittprüfung zusätzliche Sicherheit bietet. Allerdings warnt der TÜV vor Grauimporten, die ohne Allgemeine Betriebserlaubnis (ABE) und somit nicht für den deutschen Straßenverkehr zugelassen sind. Sie entsprechen nicht den geltenden Sicherheitsanforderungen.

Umweltbelastung durch das Verbot - Ein Schritt zurück?​


Das Verbot der Mitnahme von E-Scootern hat unerwünschte Nebenwirkungen auf den Klimaschutz. Viele private Nutzer, die bislang den E-Scooter als umweltfreundliche Ergänzung zur Fahrt mit Bus und Bahn genutzt haben, sind nun gezwungen, auf das Auto umzusteigen. Diese Entwicklung steht im Widerspruch zu den Zielen der Verkehrswende, die eine Reduktion des Individualverkehrs und der CO2-Emissionen anstrebt. Studien zeigen, dass gerade kurze Strecken mit dem Auto besonders viel Emissionen verursachen. Das Verbot könnte somit zu einer Erhöhung der Luftverschmutzung in städtischen Gebieten führen.

Perspektiven - Was müsste sich ändern?​


Um das Vertrauen der Nutzer zurückzugewinnen, müssten sich die Verkehrsunternehmen und der VDV transparenter zeigen und ihre Entscheidung besser begründen. Eine engere Einbindung von Verbraucherschutzorganisationen und unabhängigen Experten in den Entscheidungsprozess könnte helfen, eine ausgewogene Lösung zu finden. Langfristig sollte es das Ziel sein, den öffentlichen Verkehr attraktiver und nutzerfreundlicher zu gestalten, ohne pauschale Verbote, die umweltfreundliche Alternativen wie den E-Scooter ausbremsen. Ein modernes Mobilitätskonzept sollte schließlich alle Formen der Fortbewegung einbinden, die zur Reduktion von CO2-Emissionen beitragen.
 
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