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Moinmoin,
Anlass für diesen Post sind die vielen "beinahe guten", aber bereits schönen Bilder im "Bilder von Touren in der Natur" Thema, die richtig gut wären, wenn auf ein paar kleine Dinge geachtet worden wäre.
Das Wichtigste dabei ist nicht etwa die verwendete Kamera, sondern das Auge, das eine fotogene Situation erkennt! Hat man sie "im Kasten" und stellt später fest, daß es doch nicht so geworden ist, wie man sich das vorstellte, ist noch nix verloren! Ist das Foto scharf und nicht überbelichtet, stehen einem noch fast alle Möglichkeiten in der Nachbearbeitung offen. A propos Nachbearbeitung: viele kennen Photoshop, aber erstens kostenpflichtig und zweitens für die normale Nachbearbeitung völliger Overkill!
Ich verwende am liebsten das kostenlose Programm "irfanview" von "Twocows". Es ist kompakt, sehr schnell und nahezu intuitiv zu bedienen. Keins meiner hier gezeigten Fotos hat Photoshop gesehen, alle sind nur mit irfan bearbeitet!
Ich fange mal mit ein paar grundlegenden Dingen an, die man noch VOR dem Drücken auf den Auslöser beachten sollte:
1. Horizont waagerecht halten! Viele Bilder zeigen einen schiefen Horizont, von leicht bis ziemlich schief. Klar, kommt vor, aber dafür gibt's ne simple Rettung in der Nachbearbeitung. In irfan Reiter "Bild" --> "Feinrotation" auswählen, Winkel im Vorschaufenster definieren (geht zehntelgradweise), OK klicken und Ergebnis betrachten. Gut? Dann gut. Nicht gut? Dann Undo und nochmal die Feinrotation aufrufen und korrigieren... Bis man zufrieden ist
2. Bildausschnitt beachten! Ein beliebter Lapsus: Beine abgeschnitten! Übertragen auf Roller wäre das zB Lenker abgeschnitten, Räder, etc. Das passiert sehr schnell, weil man im Moment der Aufnahme meist nur auf DAS Detail des Motivs im Geiste konzentriert ist. Das entstehende Bild aber nicht!! Es erfasst gnadenlos ALLES, was im Blickwinkel des Objektivs ist! Deswegen fällt einem das zumeist erst hinterher auf, beim Betrachten der Fotos.
3. Nochmal Bildausschnitt, Fremdkörper im Bild: gerade bei Motiven wie Landschaft, Gebäuden, Denkmäler, Monumente etc... stören Leute im Bild wie ein Haar in der Suppe. Klar, kann man nicht immer vermeiden, aber oft, wenn man zB wenige Grad zur Seite schwenkt oder kurz wartet, bis sie weitergelaufen sind, hat man das zumeist schnell gelöst. In der Nachbearbeitung
4. Perspektive: die naheliegendste ist natürlich die, wo man aufrecht steht und die Knipse oder das immer beliebter werdende Fotohändi einfach auf Kopfhöhe hält und abdrückt. Oft kann man durch eine Änderung der Perspektive einen besonderen Reiz im Bild schaffen, indem man zB aus der Hocke (oder Bodennähe) oder auch mal aus erhöhter Position fotografiert. Einfach mal versuchen.
Für Kameras mit Einstellmöglichkeiten:
5. Belichtung: unser Auge und ein Kamera-Chip unterscheiden sich in einem ganz wesentlichen Punkt: die Lichtempfindlichkeitskurve! Das Auge sieht Helligkeit logarithmisch. Das heißt, Dunkles wird schon sehr früh erkennbar, Helles bleibt lange erkennbar. Das Chip hingegen arbeitet linear. Man sagt auch geringerer Dynamikumfang dazu. Daher kommt es, daß man mit dem Auge sehr helle und sehr dunkle Dinge gleichzeitig betrachten kann, ohne daß das Helle ins Weiß überbelichtet, noch dunkle Stellen ins Schwarz "absaufen". Überbelichtung ist möglichst zu vermeiden, weil weißer als weiß geht nicht (auch wenn manche Waschmittelwerbung anderes behauptet ). Ein gesättigtes Pixel enthält keine Information mehr. Außer: "das war jetzt zuviel". Hingegen: schwarze Pixel gibt es nicht! Nichtmal dann, wenn man den Objektivdeckel vergessen hat, abzunehmen! Wieso? Weil Pixel rauschen! Läßt man bei geschlossenem Deckel eine mehrminütige Belichtung zu, wird man feststellen, daß alle Pixel verschieden von schwarz (= Helligkeitswert 0) sind! (reinzoomen!). Man wird sogar feststellen, daß alle Helligkeiten unterschiedlich sind, je wärmer das Chip, desto größer die Wertestreuung. Das ist das Pixelrauschen.
Bevor das jetzt zu technisch wird, in Kürze: lieber dunkler belichten anstatt überbelichten, denn die dunklen Bereiche kann man in der Nachbearbeitung über den sog. Gammawert anheben, während die hellen Bereiche davon nicht bzw entsprechend ihrer Helligkeit weniger davon betroffen sind. Und schon hat man einen größeren Dynamikumfang ausgeschöpft, als erwartet. Vorraussetzung: wenig Pixelrauschen durch niedrigen Iso-Wert und dafür etwas längere Belichtungszeiten erzeugen.
6. ISO-Einstellung: das ist das, was früher die "Empfindlichkeit" genannt wurde. Je höher dieser Wert, desto weniger Licht muß auf das Filmmaterial/Chip fallen. Im Prinzip! In Wahrheit ist das nix weiter als ein elektronischer Verstärker. Eintreffendes Licht erzeugt Ladung (Elektronen) im Pixel. Wenig Licht erzeugt wenig Ladung, viel Licht entsprechend viel Ladung. Oben sagte ich, Pixel rauschen, das heißt sie erzeugen sporadisches Anwachsen der Ladung, OHNE daß Licht beteiligt war! Wenn also Ladung durch Eigenrauschen im Pixel vorhanden ist und verhältnismäßig wenig Ladung, die durch echtes Licht eingeströmt sind, ist deren Verhältnis ungünstig und mit hohen Iso-Werten (=hohe Verstärkung), verstärkt man den relativ hohen Rauschanteil natürlich mit. Der Verstärker weiß ja nicht, welches Elektron durch Rauschen und welches durch Lichteinfall gesammelt wurde.
Kurz: es ist besser, mit niedrigen Iso-Werten (zB um 200..400) zu arbeiten und zum Ausgleich länger zu belichten, anstatt umgekehrt. Übertragen in die Motorenwelt hieße das Gebot: Hubraum statt Spoiler! Derart erreicht man eine rauscharme Aufnahme, bei der man Reserven hat, um dunkle Bereiche über den Gammawert anheben zu können, ohne daß die gleich rauschen wie verrückt
Das alles kann man noch beliebig ausdehnen, aber mit diesen wenigen einfachen Tipps erschlägt man bestimmt 90% aller Probleme, denen man beim Fotografieren so landläufig begegnet Im Verlauf werde ich noch speziellere Situationen besprechen, aber im Wesentlichen isses das.
Fragen? Anregungen? Nur zu!
Und nun viel Spaß beim Fotografieren!
Anlass für diesen Post sind die vielen "beinahe guten", aber bereits schönen Bilder im "Bilder von Touren in der Natur" Thema, die richtig gut wären, wenn auf ein paar kleine Dinge geachtet worden wäre.
Das Wichtigste dabei ist nicht etwa die verwendete Kamera, sondern das Auge, das eine fotogene Situation erkennt! Hat man sie "im Kasten" und stellt später fest, daß es doch nicht so geworden ist, wie man sich das vorstellte, ist noch nix verloren! Ist das Foto scharf und nicht überbelichtet, stehen einem noch fast alle Möglichkeiten in der Nachbearbeitung offen. A propos Nachbearbeitung: viele kennen Photoshop, aber erstens kostenpflichtig und zweitens für die normale Nachbearbeitung völliger Overkill!
Ich verwende am liebsten das kostenlose Programm "irfanview" von "Twocows". Es ist kompakt, sehr schnell und nahezu intuitiv zu bedienen. Keins meiner hier gezeigten Fotos hat Photoshop gesehen, alle sind nur mit irfan bearbeitet!
Ich fange mal mit ein paar grundlegenden Dingen an, die man noch VOR dem Drücken auf den Auslöser beachten sollte:
1. Horizont waagerecht halten! Viele Bilder zeigen einen schiefen Horizont, von leicht bis ziemlich schief. Klar, kommt vor, aber dafür gibt's ne simple Rettung in der Nachbearbeitung. In irfan Reiter "Bild" --> "Feinrotation" auswählen, Winkel im Vorschaufenster definieren (geht zehntelgradweise), OK klicken und Ergebnis betrachten. Gut? Dann gut. Nicht gut? Dann Undo und nochmal die Feinrotation aufrufen und korrigieren... Bis man zufrieden ist
2. Bildausschnitt beachten! Ein beliebter Lapsus: Beine abgeschnitten! Übertragen auf Roller wäre das zB Lenker abgeschnitten, Räder, etc. Das passiert sehr schnell, weil man im Moment der Aufnahme meist nur auf DAS Detail des Motivs im Geiste konzentriert ist. Das entstehende Bild aber nicht!! Es erfasst gnadenlos ALLES, was im Blickwinkel des Objektivs ist! Deswegen fällt einem das zumeist erst hinterher auf, beim Betrachten der Fotos.
3. Nochmal Bildausschnitt, Fremdkörper im Bild: gerade bei Motiven wie Landschaft, Gebäuden, Denkmäler, Monumente etc... stören Leute im Bild wie ein Haar in der Suppe. Klar, kann man nicht immer vermeiden, aber oft, wenn man zB wenige Grad zur Seite schwenkt oder kurz wartet, bis sie weitergelaufen sind, hat man das zumeist schnell gelöst. In der Nachbearbeitung
4. Perspektive: die naheliegendste ist natürlich die, wo man aufrecht steht und die Knipse oder das immer beliebter werdende Fotohändi einfach auf Kopfhöhe hält und abdrückt. Oft kann man durch eine Änderung der Perspektive einen besonderen Reiz im Bild schaffen, indem man zB aus der Hocke (oder Bodennähe) oder auch mal aus erhöhter Position fotografiert. Einfach mal versuchen.
Für Kameras mit Einstellmöglichkeiten:
5. Belichtung: unser Auge und ein Kamera-Chip unterscheiden sich in einem ganz wesentlichen Punkt: die Lichtempfindlichkeitskurve! Das Auge sieht Helligkeit logarithmisch. Das heißt, Dunkles wird schon sehr früh erkennbar, Helles bleibt lange erkennbar. Das Chip hingegen arbeitet linear. Man sagt auch geringerer Dynamikumfang dazu. Daher kommt es, daß man mit dem Auge sehr helle und sehr dunkle Dinge gleichzeitig betrachten kann, ohne daß das Helle ins Weiß überbelichtet, noch dunkle Stellen ins Schwarz "absaufen". Überbelichtung ist möglichst zu vermeiden, weil weißer als weiß geht nicht (auch wenn manche Waschmittelwerbung anderes behauptet ). Ein gesättigtes Pixel enthält keine Information mehr. Außer: "das war jetzt zuviel". Hingegen: schwarze Pixel gibt es nicht! Nichtmal dann, wenn man den Objektivdeckel vergessen hat, abzunehmen! Wieso? Weil Pixel rauschen! Läßt man bei geschlossenem Deckel eine mehrminütige Belichtung zu, wird man feststellen, daß alle Pixel verschieden von schwarz (= Helligkeitswert 0) sind! (reinzoomen!). Man wird sogar feststellen, daß alle Helligkeiten unterschiedlich sind, je wärmer das Chip, desto größer die Wertestreuung. Das ist das Pixelrauschen.
Bevor das jetzt zu technisch wird, in Kürze: lieber dunkler belichten anstatt überbelichten, denn die dunklen Bereiche kann man in der Nachbearbeitung über den sog. Gammawert anheben, während die hellen Bereiche davon nicht bzw entsprechend ihrer Helligkeit weniger davon betroffen sind. Und schon hat man einen größeren Dynamikumfang ausgeschöpft, als erwartet. Vorraussetzung: wenig Pixelrauschen durch niedrigen Iso-Wert und dafür etwas längere Belichtungszeiten erzeugen.
6. ISO-Einstellung: das ist das, was früher die "Empfindlichkeit" genannt wurde. Je höher dieser Wert, desto weniger Licht muß auf das Filmmaterial/Chip fallen. Im Prinzip! In Wahrheit ist das nix weiter als ein elektronischer Verstärker. Eintreffendes Licht erzeugt Ladung (Elektronen) im Pixel. Wenig Licht erzeugt wenig Ladung, viel Licht entsprechend viel Ladung. Oben sagte ich, Pixel rauschen, das heißt sie erzeugen sporadisches Anwachsen der Ladung, OHNE daß Licht beteiligt war! Wenn also Ladung durch Eigenrauschen im Pixel vorhanden ist und verhältnismäßig wenig Ladung, die durch echtes Licht eingeströmt sind, ist deren Verhältnis ungünstig und mit hohen Iso-Werten (=hohe Verstärkung), verstärkt man den relativ hohen Rauschanteil natürlich mit. Der Verstärker weiß ja nicht, welches Elektron durch Rauschen und welches durch Lichteinfall gesammelt wurde.
Kurz: es ist besser, mit niedrigen Iso-Werten (zB um 200..400) zu arbeiten und zum Ausgleich länger zu belichten, anstatt umgekehrt. Übertragen in die Motorenwelt hieße das Gebot: Hubraum statt Spoiler! Derart erreicht man eine rauscharme Aufnahme, bei der man Reserven hat, um dunkle Bereiche über den Gammawert anheben zu können, ohne daß die gleich rauschen wie verrückt
Das alles kann man noch beliebig ausdehnen, aber mit diesen wenigen einfachen Tipps erschlägt man bestimmt 90% aller Probleme, denen man beim Fotografieren so landläufig begegnet Im Verlauf werde ich noch speziellere Situationen besprechen, aber im Wesentlichen isses das.
Fragen? Anregungen? Nur zu!
Und nun viel Spaß beim Fotografieren!
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