Astroman
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Hallo Legacyfreundinnen und Legacyfreunde,
mit diesem Review beende ich die Review-Reihe zum Legacy 1.0. Ich werde nocheinmal die vielen positven Eigenschaften des Legacy aufzählen, aber auch die Unzulänglichkeiten erwähnen. Vorweg kann ich sagen, dass der Legecy für mich der bisher beste Escooter ist. Schwer und teuer sind vergessen, denn Leistung und Komfort überzeugten beim Legacy.
Bestellung, Lieferung und Erstinbetriebnahme
Wer sich gleich beim Vorstellungsevent des Legacy für eine Bestellung entschied, bekam 300,00€ Vorbestellerrabatt. Es verging dann noch einige Zeit bis zur Auslieferung weil die Zulassungsunterlagen auf sich warten ließen. Die Besteller wurden jedoch über die Verzögerung per Email informiert und es gab sogar ein „hochwertiges“ Werkzeugset als Entschuldigung kostenlos dazu. Gute Geste.
Wegen des Scootergewichtes von 34kg kam ein neuer Versender ins Spiel. Den Versand mit GEL musste der Käufer mit 44,90€ selber tragen. Ich finde, dass GEL seine Sache gut gemacht hat. GEL war für Absprachen erreichbar und hat den Escooter mängelfrei ausgeliefert und mit der Sackkarre ohne zu murren bis zum gewünschten Ablageort auf dem Grundstück gebracht. Gut!
Auspacken und Zusammenbau des Legacy war für einen erfahrenen Legendbesitzer kein Problem. Mit der Montage und Einstellung des Lenkers und dem Anbau des hinteren Schutzbleches mit Rück/Bremslicht und Kennzeichenhalter war eigentlich schon alles getan.
Aus Erfahrung wurde dann der Luftdruck in den Reifen kontrolliert und nachgefüllt. Auch alle leicht zugänglichen Schrauben und Muttern wurden rundherum einmal mit dem richtigen Werkzeug angefast. Alles war fest, bis auf drei kleine Schräubchen, die man nochmal ein My nachziehen konnte. Das Trittbrett wurde einmal geöffnet, um zu schauen ob alles ordentlich geschütz verlegt wurde und die Kabeleinführungen in dem Batterieraum gedichtet wurden. Das war der Fall. Jedoch habe ich mir erlaubt, die Einführung des Kabelbaumes vom Lenker nocheinmal mit Sikaflex nachzuarbeiten. Aber auch diese Kabeleinführung ist konstruktiv leichter zugänglich und besser abgedichtet und geschützt als beim Legend.
Konstruktion und Verarbeitung
Die Scheibenbremsen sind nun vollhydraulisch. Die Scherenkonstruktion der Fahrgestelle bieten einen großen Federweg von ca. 15cm. Die kräftigen Spiralfedern sind jetzt ordentlich gedämpft. Lenkung und Klappmechanismus wurden auf den heutigen Standard gebracht. Eine „Schiefstellung“ der Lenkung wie beim Legend ist passee. Der dreifach gesicherte Klappmechanismus gibt auch bei höheren Geschwindigkeiten eine gute Sicherheit.
Die Kabel sind ordentlich verlegt und werden beim Einklappen nicht mehr unzulässig geknickt. Die Blinkerkabel, die in den Lenker gehen, sind jetzt mit einer Gummidurchführung geschütz. Die Verarbeitung ab Werk sieht insgesamt besser und wertiger aus. Die Achsen der Räder und der Schwingen der Federung sind jetzt dicker und stabiler. Die Schwingenachse bekam richtige Kugellager statt der bisher verwendeten Gleitlagerlösung. Für die Radmuttern benötigt man nunmehr einen 21mm Schlüssel/Nuss statt der 18mm am Legend. Für die Schwingenachse wird eine 19mm Nuss benötigt. Beim Vorgänger brauchte man zum Lösen der kleinen Achse Inbusschlüssel.
Leider wurde bei den Schutzblechen gespart. Sie schützen den Legacy und seine Federbeine sogut wie nicht vor Schmutz. Inzwischen gibt es sinnvolle Erweiterungen für hinten von IO HAWK und für vorne und hinten ganz ausgezeichnete Erweiterungen von @Mentecaptus. Mit den Erweiterungen von @Mentecaptus fahre ich schon seit vielen tausend Kilometern. Sie sind gut gearbeitet, lassen sich leicht montieren (alles was benötigt wird ist dabei) und sie machen einen hervorragenden Job.
Die hinteren Blinker geben bei Berührung nicht mehr nach wie beim Legend und brechen leicht ab. Abhilfe lässt sich mit O-Ringen schaffen. Ich benutze 11x3mm O-Ringe. Die muss man alle paar tausend Kilometer mal austauschen, weil sie spröde werden, brechen und dann abfallen. Sie sind ja dafür auch nicht gemacht.
Die Felgen sind teilbar. Das ist gut, weil ein Reifenwechsel oder eine Schlauchreparatur dadurch sehr einfach ist. Schlecht ist nur, dass die 6 Schrauben, die den Felgenring halten, werkseitig sehr fest “eingeklebt“ wurden. Um an das Gewinde der Schrauben zum Erhitzen zu kommen, muss man auch die Bremsscheibe abbauen. Diese Schrauben sind ebenfalls reichlich mit Loctite fest eingeklebt. Hat man die Felgenschrauben einmal gängig gemacht (hab dann neue genommen), geht der Reifenwechsel in Minuten von der Hand. Eine Schlauchreparatur unterwegs ist jetzt auch machbar. Übrigens benutzte ich kein Loctite. Seit 2.000km lockerte sich auch nach heftigen Geländefahrten weder eine Felgenschraube noch eine Schraube an den Bremsscheiben. Lieber habe ich die Schrauben ab und zu mal kontrolliert. Nachzuziehen war da jedoch nie etwas, immer alle Schrauben fest.
Alles in allem ist die Konstruktion und Verarbeitung auf einem viel höheren Level als beim Vorgänger. Das führte dazu, dass mein Legacy bisher keine Panne unterwegs hatte.
Fahreigenschaften
Die Lenkung ist sehr agil. Von einhändigem Fahren ist abzuraten. Man beherrscht damit aber den Legacy in allen Fahrsituationen. Ich fühle mich damit nicht unsicher. Schön ist auch, dass die 22km/h durchgehend erreicht werden.
Durch die verbesserte Federung lassen sich Wege und Schotterpisten befahren, die man vorher eher gemieden hat. Um die Federung an das Fahrergewicht anzupassen, sind die Federbeine dadurch, dass sie Normabmessungen besitzen, leicht gegen besser passende auszutauschen. Man kommt auch gut ran. Vorne fahre ich jetzt eine ölgedämpfte Federkonstruktion mit einstellbarer Dämpfung. Hinten tut noch die originale ölgedämpfte Feder ihren Dienst. Bei der angepassten Federung mit Dämpfungseinstellung ist nochmal eine Steigerung des Fahrkomforts deulich spürbar.
Durch die Ausnutzung der vollen Geschwindigkeitstoleranz von 22km/h hat man den Fahrtregler leider sehr empfindlich eingestellt. Die Aktivität des Reglers spürt man beim Fahren. Auch das kuzzeitige Abbremsen beim Überfahren mancher Unebenheiten hängt damit wahrscheinlich zusammen. Diese Effekt sind jedoch ziemlich klein und mancher Legacyfahrer bemerkt sie garnicht. Um evt. doch noch eine verbesserte Reglereinstellung zu bekommen, läuft derzeit noch ein RMA-Auftrag von mir bei IO HAWK.
Die vollhydraulischen Scheibenbremsen packen beim Bremsen kräftig zu, ohne dass (besonders angemerkt) das Vorderrad blockiert. Mit dem Hinterrad kann man schon mal eine Bremsspur ziehen. Es gibt bessere Bremsbeläge als die originalen, was das Bremsverhalten und die Lebensdauer der Beläge betrifft. Im Bremsenthema berichtete ich darüber.
Seit dem Controllertausch zeigt nun auch der Tacho die gefahrenen Geschwindigkeiten über 22km/h an. Das war anfänglich nicht so. Jetzt finde ich das besser und richtig.
Das hohe Scootergewicht von 34kg merkt man beim Fahren nicht. Es wirkt eher stabilisierend. Doch antreten (Kickstart) mag man den Legacy nicht. Die Sofortanfahrfunktion ist meiner Meinung nach Pflicht.
Motorleistung und Reichweite
Der bürstenlose 500W E-Motor des Legacy bringt mehr Leistung auf die Straße als der 500W Getriebemotor (auch bürstenlos) des Vorgängers. Das ist 2 Dingen zu verdanken: Die Akkuspannung wurde von 48V auf 52V angehoben und der Controller gibt bei Bedarf bis zu 23A frei. Beim Legend waren das nur 20A.
Damit generiert der Legacy-Motor eine viel höhere Spitzenleistung und fährt die gängigen Steigungen meisten um 3km/h bis 4km/h schneller hoch als der Vorgänger. Die Leistung des Legacy-Motors hat mich absolut überzeugt. Ich fahre ausschließlich legal und wünsche mir keine höhere Endgeschwindigkeit. Die ständig anliegenden 22km/h sind jedoch schon eine starke Verbesserung. Eine neue gesetzliche europaweite Regelung der Maximalgeschwindigkeit von 25km/h könnte trotzdem kommen.
Der neue 52V/25Ah Akku speichert 1,3kW. Damit konnte ich mit 88,5kg Zuladung bei 20°C unter Realbedingungen eine Reichweite mit dem Legacy von satten 102 Kilometern erreichen. Näheres steht in meinem Thema zum Reichweitentest.
Der Akku zeigte bei ODO 0km im Display nach dem Aufladen 58,2A an. Jetzt bei ODO 5.000km ist das immer noch so! Die gemessene tatsächliche Akkuspannung liegt bei 58,8V.
Motorleistung und Reichweite beim Legacy finde ich ganz große Klasse.
Licht und Schall
Wenn es richtig dunkel ist, lässt sich der Weg vor dem Escooter auf min 100m mit den 60Lux des Frontlichtes recht gut ausleuchten. Direkt vor dem Roller bleibt es dabei immer noch hell genug. Das Rücklicht ist mir etwas zu schwach. Das müsste die Helligkeit des Bremslichtes haben, dann wäre es richtig. Über die Kellermann-Blinker brauchen wir nicht viel sagen. Schön hell sind sie, die Bedienung am Lenker ist gut erreichbar und funktioniert. Nur das Problem mit der Aufhängung der hinteren Blinker hätte besser gelöst werden können. Am Legend sind die nicht abgebrochen, oder? Ich kann mich jedenfalls nicht daran erinnern. Die waren beweglich angebracht.
Die alleinige Hupe als Warnsignal für Fußgänger und Radfahrer hat sich eindeutig nicht bewährt. Ich benutze wieder eine kleine Klingel, die es günstig im Netz zu erwerben gibt. Sie ist zwar nicht mal einen cm breit, gibt aber ein ohrenbetäubendes „BLING“ ab. Da klappt das auch mit den Fußgängern und Radfahrern
Reparaturen und Wartung
Wenn irgendwo etwas knarzt kann man davon ausgehen, dass Fett fehlt. Sei es nun an der Lenkung oder an den Schwingenachsen.
Die Lenkung nahm ich bisher nur anfänglich einmal auseinander und fettete sie wie in dem allseits bekannten Video gezeigt. Danach brauchte ich sie nicht noch einmal anfassen. Eine unangenehme Erinnerung behielt ich von der Aktion nur durch den beiden kleinen Madenschrauben zurück. Durch das blöde Eingeklebe mit superfestem chinesischen Loctite gingen die nur sehr schwer raus. Bei meinem Legacy ist davon nur noch eine Madenschraube gängig, das Fehlen der 2. rausgebrochenen Madenschraube hat sich bisher nicht auf den festen Sitz der Lenkung ausgewirkt.
Alle Schwingenarme der Federaufhängung hatte ich schon min 2x ab um die Drehpunkte ordentlich zu fetten. Ohne Fett knarzen die fürchterlich beim Einfedern.
Die beiden vollhydraulischen Scheibenbremsen bremsten bei ca. 2.900km nicht mehr. Sie benötigten eine Wartung mit Ölauffüllen, Entlüften und Bremsbelagwechsel. Die von mir ausgewählten neuen Beläge für etwa 14€ sind jetzt immernoch im Einsatz, bremsen noch super und sind kaum abgenutzt. So gehts auch.
Neue Reifen gönnte ich dem Legacy bei etwas über 3.000km. Sie waren noch nicht völlig abgefahren, aber ich wollte mal auf Straßenreifen umrüsten. Das laute Abrollgeräusch der Stollen der Geländereifen vermisst man nach erfolgtem Reifentausch nicht mehr. Der Scooter gleitet superleise dahin. Aber bei meinen Fahrten auf unbefestigten Wegen vermisst man die Geländereifen doch dann und wann.
Ein Problem war bei meinem Legacy immer der Lenker. Die beiden großen Überwurfmuttern des Klappmechanismus lockerten sich ständig. Man konnte damit zwar fahren, aber es war nicht so angenehm. Letzlich bohrte ich die Überwurfmuttern an und setzte sie mit Schrauben fest. Da jetzt bald der Verkauf des Legacy 1.0 ansteht (wegen hoffentlich baldiger Auslieferung des Legacy 2.0) reklamierte ich den Lenker mit RMA und bekam promt auf Gewährleistung einen neuen Lenker, sogar in MINT, von IO HAWK im Austausch zugeschickt.
Austausch heißt aber auch diesen zeitnah durchzuführen. Hatte erst Bammel wegen der Blinker. Hat aber alles geklappt. Und siehe da, die Überwurfmuttern des neuen Lenkers bleiben einfach fest nach dem Anziehen. Oh Wunder, warum nicht gleich so.
Kundenservice
Der Kundenservice war für mich immer gut erreichbar. Ein wenig Hartnäckigkeit gehört wohl immer dazu seine Anliegen durchzusetzen. Das klappe bei IO HAWK jedoch letztlich immer. Auch die Zusendung von gekauften oder ersetzten Teilen geht dort meistens von einem auf den anderen Tag mit dpd.
Schön wäre es für Nichtschrauber ein kleines Servicenetzt vorzufinden, damit man den Scooter im Ernstfall nicht einschicken muss. Aber daran fehlt es ja für Escooter generell.
Fazit
Jetzt weiß ich nicht, ob ich noch etwas vergessen habe. So oder so, jetzt kommt das Fazit.
Die 5.000km seit Erscheinen des Legacy im Oktober 2022 sprechen für sich. Dieser Escooter spielt in der obersten Liega ganz an der Spitze mit. Die nötigen Wartungsarbeiten sehe ich bei der Leistung, die ich diesem Escooter bisher abverlangte, als ganz normal an. Qualität und Preis sind so einer Wuchtbrumme angemessen. Keine Panne auf 5.000 Kilometern ist ja auch ein Zeichen seiner Zuverlässigkeit. Die Mängel, die nicht unbedingt sein mussten wurden hier deutlich angesprochen. Nichts ist völlig perfekt.
Der Legacy ist ein zuverlässiger Spaßbringer. Ich würde ihn behalten, gäbe es da nicht den Nachfolger. Den erwarte ich am 30.06.2023 Wer den Legacy kaufen will, dem kann ich nur sagen: „Damit macht man nichts verkehrt.“
Viele Grüße
Astroman
mit diesem Review beende ich die Review-Reihe zum Legacy 1.0. Ich werde nocheinmal die vielen positven Eigenschaften des Legacy aufzählen, aber auch die Unzulänglichkeiten erwähnen. Vorweg kann ich sagen, dass der Legecy für mich der bisher beste Escooter ist. Schwer und teuer sind vergessen, denn Leistung und Komfort überzeugten beim Legacy.
Bestellung, Lieferung und Erstinbetriebnahme
Wer sich gleich beim Vorstellungsevent des Legacy für eine Bestellung entschied, bekam 300,00€ Vorbestellerrabatt. Es verging dann noch einige Zeit bis zur Auslieferung weil die Zulassungsunterlagen auf sich warten ließen. Die Besteller wurden jedoch über die Verzögerung per Email informiert und es gab sogar ein „hochwertiges“ Werkzeugset als Entschuldigung kostenlos dazu. Gute Geste.
Wegen des Scootergewichtes von 34kg kam ein neuer Versender ins Spiel. Den Versand mit GEL musste der Käufer mit 44,90€ selber tragen. Ich finde, dass GEL seine Sache gut gemacht hat. GEL war für Absprachen erreichbar und hat den Escooter mängelfrei ausgeliefert und mit der Sackkarre ohne zu murren bis zum gewünschten Ablageort auf dem Grundstück gebracht. Gut!
Auspacken und Zusammenbau des Legacy war für einen erfahrenen Legendbesitzer kein Problem. Mit der Montage und Einstellung des Lenkers und dem Anbau des hinteren Schutzbleches mit Rück/Bremslicht und Kennzeichenhalter war eigentlich schon alles getan.
Aus Erfahrung wurde dann der Luftdruck in den Reifen kontrolliert und nachgefüllt. Auch alle leicht zugänglichen Schrauben und Muttern wurden rundherum einmal mit dem richtigen Werkzeug angefast. Alles war fest, bis auf drei kleine Schräubchen, die man nochmal ein My nachziehen konnte. Das Trittbrett wurde einmal geöffnet, um zu schauen ob alles ordentlich geschütz verlegt wurde und die Kabeleinführungen in dem Batterieraum gedichtet wurden. Das war der Fall. Jedoch habe ich mir erlaubt, die Einführung des Kabelbaumes vom Lenker nocheinmal mit Sikaflex nachzuarbeiten. Aber auch diese Kabeleinführung ist konstruktiv leichter zugänglich und besser abgedichtet und geschützt als beim Legend.
Konstruktion und Verarbeitung
Die Scheibenbremsen sind nun vollhydraulisch. Die Scherenkonstruktion der Fahrgestelle bieten einen großen Federweg von ca. 15cm. Die kräftigen Spiralfedern sind jetzt ordentlich gedämpft. Lenkung und Klappmechanismus wurden auf den heutigen Standard gebracht. Eine „Schiefstellung“ der Lenkung wie beim Legend ist passee. Der dreifach gesicherte Klappmechanismus gibt auch bei höheren Geschwindigkeiten eine gute Sicherheit.
Die Kabel sind ordentlich verlegt und werden beim Einklappen nicht mehr unzulässig geknickt. Die Blinkerkabel, die in den Lenker gehen, sind jetzt mit einer Gummidurchführung geschütz. Die Verarbeitung ab Werk sieht insgesamt besser und wertiger aus. Die Achsen der Räder und der Schwingen der Federung sind jetzt dicker und stabiler. Die Schwingenachse bekam richtige Kugellager statt der bisher verwendeten Gleitlagerlösung. Für die Radmuttern benötigt man nunmehr einen 21mm Schlüssel/Nuss statt der 18mm am Legend. Für die Schwingenachse wird eine 19mm Nuss benötigt. Beim Vorgänger brauchte man zum Lösen der kleinen Achse Inbusschlüssel.
Leider wurde bei den Schutzblechen gespart. Sie schützen den Legacy und seine Federbeine sogut wie nicht vor Schmutz. Inzwischen gibt es sinnvolle Erweiterungen für hinten von IO HAWK und für vorne und hinten ganz ausgezeichnete Erweiterungen von @Mentecaptus. Mit den Erweiterungen von @Mentecaptus fahre ich schon seit vielen tausend Kilometern. Sie sind gut gearbeitet, lassen sich leicht montieren (alles was benötigt wird ist dabei) und sie machen einen hervorragenden Job.
Die hinteren Blinker geben bei Berührung nicht mehr nach wie beim Legend und brechen leicht ab. Abhilfe lässt sich mit O-Ringen schaffen. Ich benutze 11x3mm O-Ringe. Die muss man alle paar tausend Kilometer mal austauschen, weil sie spröde werden, brechen und dann abfallen. Sie sind ja dafür auch nicht gemacht.
Die Felgen sind teilbar. Das ist gut, weil ein Reifenwechsel oder eine Schlauchreparatur dadurch sehr einfach ist. Schlecht ist nur, dass die 6 Schrauben, die den Felgenring halten, werkseitig sehr fest “eingeklebt“ wurden. Um an das Gewinde der Schrauben zum Erhitzen zu kommen, muss man auch die Bremsscheibe abbauen. Diese Schrauben sind ebenfalls reichlich mit Loctite fest eingeklebt. Hat man die Felgenschrauben einmal gängig gemacht (hab dann neue genommen), geht der Reifenwechsel in Minuten von der Hand. Eine Schlauchreparatur unterwegs ist jetzt auch machbar. Übrigens benutzte ich kein Loctite. Seit 2.000km lockerte sich auch nach heftigen Geländefahrten weder eine Felgenschraube noch eine Schraube an den Bremsscheiben. Lieber habe ich die Schrauben ab und zu mal kontrolliert. Nachzuziehen war da jedoch nie etwas, immer alle Schrauben fest.
Alles in allem ist die Konstruktion und Verarbeitung auf einem viel höheren Level als beim Vorgänger. Das führte dazu, dass mein Legacy bisher keine Panne unterwegs hatte.
Fahreigenschaften
Die Lenkung ist sehr agil. Von einhändigem Fahren ist abzuraten. Man beherrscht damit aber den Legacy in allen Fahrsituationen. Ich fühle mich damit nicht unsicher. Schön ist auch, dass die 22km/h durchgehend erreicht werden.
Durch die verbesserte Federung lassen sich Wege und Schotterpisten befahren, die man vorher eher gemieden hat. Um die Federung an das Fahrergewicht anzupassen, sind die Federbeine dadurch, dass sie Normabmessungen besitzen, leicht gegen besser passende auszutauschen. Man kommt auch gut ran. Vorne fahre ich jetzt eine ölgedämpfte Federkonstruktion mit einstellbarer Dämpfung. Hinten tut noch die originale ölgedämpfte Feder ihren Dienst. Bei der angepassten Federung mit Dämpfungseinstellung ist nochmal eine Steigerung des Fahrkomforts deulich spürbar.
Durch die Ausnutzung der vollen Geschwindigkeitstoleranz von 22km/h hat man den Fahrtregler leider sehr empfindlich eingestellt. Die Aktivität des Reglers spürt man beim Fahren. Auch das kuzzeitige Abbremsen beim Überfahren mancher Unebenheiten hängt damit wahrscheinlich zusammen. Diese Effekt sind jedoch ziemlich klein und mancher Legacyfahrer bemerkt sie garnicht. Um evt. doch noch eine verbesserte Reglereinstellung zu bekommen, läuft derzeit noch ein RMA-Auftrag von mir bei IO HAWK.
Die vollhydraulischen Scheibenbremsen packen beim Bremsen kräftig zu, ohne dass (besonders angemerkt) das Vorderrad blockiert. Mit dem Hinterrad kann man schon mal eine Bremsspur ziehen. Es gibt bessere Bremsbeläge als die originalen, was das Bremsverhalten und die Lebensdauer der Beläge betrifft. Im Bremsenthema berichtete ich darüber.
Seit dem Controllertausch zeigt nun auch der Tacho die gefahrenen Geschwindigkeiten über 22km/h an. Das war anfänglich nicht so. Jetzt finde ich das besser und richtig.
Das hohe Scootergewicht von 34kg merkt man beim Fahren nicht. Es wirkt eher stabilisierend. Doch antreten (Kickstart) mag man den Legacy nicht. Die Sofortanfahrfunktion ist meiner Meinung nach Pflicht.
Motorleistung und Reichweite
Der bürstenlose 500W E-Motor des Legacy bringt mehr Leistung auf die Straße als der 500W Getriebemotor (auch bürstenlos) des Vorgängers. Das ist 2 Dingen zu verdanken: Die Akkuspannung wurde von 48V auf 52V angehoben und der Controller gibt bei Bedarf bis zu 23A frei. Beim Legend waren das nur 20A.
Damit generiert der Legacy-Motor eine viel höhere Spitzenleistung und fährt die gängigen Steigungen meisten um 3km/h bis 4km/h schneller hoch als der Vorgänger. Die Leistung des Legacy-Motors hat mich absolut überzeugt. Ich fahre ausschließlich legal und wünsche mir keine höhere Endgeschwindigkeit. Die ständig anliegenden 22km/h sind jedoch schon eine starke Verbesserung. Eine neue gesetzliche europaweite Regelung der Maximalgeschwindigkeit von 25km/h könnte trotzdem kommen.
Der neue 52V/25Ah Akku speichert 1,3kW. Damit konnte ich mit 88,5kg Zuladung bei 20°C unter Realbedingungen eine Reichweite mit dem Legacy von satten 102 Kilometern erreichen. Näheres steht in meinem Thema zum Reichweitentest.
Der Akku zeigte bei ODO 0km im Display nach dem Aufladen 58,2A an. Jetzt bei ODO 5.000km ist das immer noch so! Die gemessene tatsächliche Akkuspannung liegt bei 58,8V.
Motorleistung und Reichweite beim Legacy finde ich ganz große Klasse.
Licht und Schall
Wenn es richtig dunkel ist, lässt sich der Weg vor dem Escooter auf min 100m mit den 60Lux des Frontlichtes recht gut ausleuchten. Direkt vor dem Roller bleibt es dabei immer noch hell genug. Das Rücklicht ist mir etwas zu schwach. Das müsste die Helligkeit des Bremslichtes haben, dann wäre es richtig. Über die Kellermann-Blinker brauchen wir nicht viel sagen. Schön hell sind sie, die Bedienung am Lenker ist gut erreichbar und funktioniert. Nur das Problem mit der Aufhängung der hinteren Blinker hätte besser gelöst werden können. Am Legend sind die nicht abgebrochen, oder? Ich kann mich jedenfalls nicht daran erinnern. Die waren beweglich angebracht.
Die alleinige Hupe als Warnsignal für Fußgänger und Radfahrer hat sich eindeutig nicht bewährt. Ich benutze wieder eine kleine Klingel, die es günstig im Netz zu erwerben gibt. Sie ist zwar nicht mal einen cm breit, gibt aber ein ohrenbetäubendes „BLING“ ab. Da klappt das auch mit den Fußgängern und Radfahrern
Reparaturen und Wartung
Wenn irgendwo etwas knarzt kann man davon ausgehen, dass Fett fehlt. Sei es nun an der Lenkung oder an den Schwingenachsen.
Die Lenkung nahm ich bisher nur anfänglich einmal auseinander und fettete sie wie in dem allseits bekannten Video gezeigt. Danach brauchte ich sie nicht noch einmal anfassen. Eine unangenehme Erinnerung behielt ich von der Aktion nur durch den beiden kleinen Madenschrauben zurück. Durch das blöde Eingeklebe mit superfestem chinesischen Loctite gingen die nur sehr schwer raus. Bei meinem Legacy ist davon nur noch eine Madenschraube gängig, das Fehlen der 2. rausgebrochenen Madenschraube hat sich bisher nicht auf den festen Sitz der Lenkung ausgewirkt.
Alle Schwingenarme der Federaufhängung hatte ich schon min 2x ab um die Drehpunkte ordentlich zu fetten. Ohne Fett knarzen die fürchterlich beim Einfedern.
Die beiden vollhydraulischen Scheibenbremsen bremsten bei ca. 2.900km nicht mehr. Sie benötigten eine Wartung mit Ölauffüllen, Entlüften und Bremsbelagwechsel. Die von mir ausgewählten neuen Beläge für etwa 14€ sind jetzt immernoch im Einsatz, bremsen noch super und sind kaum abgenutzt. So gehts auch.
Neue Reifen gönnte ich dem Legacy bei etwas über 3.000km. Sie waren noch nicht völlig abgefahren, aber ich wollte mal auf Straßenreifen umrüsten. Das laute Abrollgeräusch der Stollen der Geländereifen vermisst man nach erfolgtem Reifentausch nicht mehr. Der Scooter gleitet superleise dahin. Aber bei meinen Fahrten auf unbefestigten Wegen vermisst man die Geländereifen doch dann und wann.
Ein Problem war bei meinem Legacy immer der Lenker. Die beiden großen Überwurfmuttern des Klappmechanismus lockerten sich ständig. Man konnte damit zwar fahren, aber es war nicht so angenehm. Letzlich bohrte ich die Überwurfmuttern an und setzte sie mit Schrauben fest. Da jetzt bald der Verkauf des Legacy 1.0 ansteht (wegen hoffentlich baldiger Auslieferung des Legacy 2.0) reklamierte ich den Lenker mit RMA und bekam promt auf Gewährleistung einen neuen Lenker, sogar in MINT, von IO HAWK im Austausch zugeschickt.
Austausch heißt aber auch diesen zeitnah durchzuführen. Hatte erst Bammel wegen der Blinker. Hat aber alles geklappt. Und siehe da, die Überwurfmuttern des neuen Lenkers bleiben einfach fest nach dem Anziehen. Oh Wunder, warum nicht gleich so.
Kundenservice
Der Kundenservice war für mich immer gut erreichbar. Ein wenig Hartnäckigkeit gehört wohl immer dazu seine Anliegen durchzusetzen. Das klappe bei IO HAWK jedoch letztlich immer. Auch die Zusendung von gekauften oder ersetzten Teilen geht dort meistens von einem auf den anderen Tag mit dpd.
Schön wäre es für Nichtschrauber ein kleines Servicenetzt vorzufinden, damit man den Scooter im Ernstfall nicht einschicken muss. Aber daran fehlt es ja für Escooter generell.
Fazit
Jetzt weiß ich nicht, ob ich noch etwas vergessen habe. So oder so, jetzt kommt das Fazit.
Die 5.000km seit Erscheinen des Legacy im Oktober 2022 sprechen für sich. Dieser Escooter spielt in der obersten Liega ganz an der Spitze mit. Die nötigen Wartungsarbeiten sehe ich bei der Leistung, die ich diesem Escooter bisher abverlangte, als ganz normal an. Qualität und Preis sind so einer Wuchtbrumme angemessen. Keine Panne auf 5.000 Kilometern ist ja auch ein Zeichen seiner Zuverlässigkeit. Die Mängel, die nicht unbedingt sein mussten wurden hier deutlich angesprochen. Nichts ist völlig perfekt.
Der Legacy ist ein zuverlässiger Spaßbringer. Ich würde ihn behalten, gäbe es da nicht den Nachfolger. Den erwarte ich am 30.06.2023 Wer den Legacy kaufen will, dem kann ich nur sagen: „Damit macht man nichts verkehrt.“
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