Aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaalso......kurz gesagt: die Kiste hat ein paar Macken, aber unterm Strich ist sie jeden Cent wert - und hat heute definitiv abgeliefert!

(Nicht nur) wenn man auf knallige Farben steht, ist der D7 rein optisch mindestens eine (subjektive) 9 von 10. Klar, "besser", cleaner, stimmiger geht immer, aber zusammen mit dem Ey!1 gewinnt er definitiv den Design-Award in meinem aktuellen Fuhrpark - noch vor der polarisierenden Hilde und dem ebenfalls durchaus ansehnlichen EPF-Pulse.
Die maximal minimalistische Lenker-Fixierungslösung mit dem Schlabberband funktioniert erstaulich gut - wenn(...) man die Lenkstange nicht voll ausgefahren hat, was ich persönlich für meine 173 cm ergonomisch am angenehmsten empfunden habe.
Es klappert und knarzt eigentlich ständig irgendwas, obwohl die Verarbeitung an sich nicht schlecht ist, aber die höhenverstellgare Lenkstange, die klappbaren Lenkerenden usw. machen sich immer wieder akustisch bemerkbar, wobei ich das nervigste Klappern mit dem Nachziehen des Schnellspanners zumindest minimieren konnte.
Apropos klappbarer Lenker: die linke Seite hat sich während der Fahrt gefühlt alle 2 Minuten gelockert und mich damit fast in den Wahnsinn getrieben, bis ich mir igrendwann dann doch entnervt die Zeit genommen habe, das Ganze mit dem maximal (sinnvoll) möglichen Rausdrehen der kleinen Schraube im Lenkerrohr zu fixen. Danach war dann sogar im harten Gelände Ruhe, trotz sich weiterhin lockernder Schraubverbindung - eine Wohltat!

Laut Display-Tacho fährt der D7 22 km/h (mehr wird auch im frei(rollend)en Fall bergab nicht angezeigt - in den ersten beiden Fahrstufen sind dies übrigens 10 und 15 km/h) - ohne nachzumessen entspricht dies aber eher 20 bis maximal(!) 21 "echten" km/h, wobe er beim durchaus ordentlichen Hochbeschleunigen auf echte 22 hochzieht und sich anschließend aber merklich darunter einpendelt.
Die Geschwindigkeitsanzeige hinkt der aktuell gefahrenen Geschwindigkeit übrigens deutlich nach - kurze Einbrüche werden also gar nicht angezeigt und so sieht man beim Durchfahren von Senken konstant 22 auf der Uhr, obwohl die Geschwindigkeit Wizzard-like auf mindestens 17-18 einbricht, bevor wieder Gas angenommen wird...
Die relativ harte, aber trotzdem wirkungsvolle Federung (vergleichbar zum normalen Pulse) ist im Laufe der heutgen Ausfahrt etwas weicher geworden und federt bei meinen 80 kg spürbar, aber eben nicht "butterweich" wie ein Fritz 1.0, Egret Ey!1 oder Navee ST3.
Offroad und über (groben) Schotter macht der D7 fast am meisten Spaß - das Ding ist wirklich für härteres Gelände geeignet, da Bodenfreiheit, straffe Federung, 3" Tubeless-Breitreifen mit Semi-Offroadprofil, relativ feinfühlige (Dreh-)Gasannahme und Power einfach zusammen passen.
Die Beleuchtung (vorne, hinten, Bremslicht) ist...exzellent, inklusive der sehr hellen Lenkerendenblinker, die auch von hinten gut zu sehen sind. Auch der Seitenständer entstammt nicht gerade dem untersten Regal und tut immer und überall zuverlässig das, was er soll. Das Display ist "OK", groß und informativ aber auch nichts besonderes; die Ablesbarkeit bei (in)direkter Sonneneinstrahlung könnte ebenfalls besser sein.
Auf die sehr rudimentäre APP gehe ich jetzt nicht näher ein. Die NFC-Kartenfunktion ist ein nettes Gimmick, ebenso wie das in Abhängigkeit von der gewählten Fahrstufe farblich beleuchtete Bedienelement auf der linken Seite.
Die über Hallsensoren in die Bremsgriffe integrierte E-Brake ist durchaus brauchbar, aber natürlich keine echte Konkurrenz zu einem separten Bremshebel wie beim EPF-Pulse, Fritz oder der Hilde.
Die großen, mechanischen Scheibenbremsen machen auf mich einen nicht ganz so hochwertigen/wirkungsvollen Eindruck, sind aber trotzdem zu gebrauchen und kommen ohnehin eher selten zum Einsatz, wenn man die Bremsgriffe mit Sinn und Verstand einsetzt.
Das Gewicht des Scooters hat mich positiv überrascht und ist absolut tragbar - die knapp 30 kg fühlen sich dabei kaum bis gar nicht schwerer an als ein 4-5 kg leichterer Pulse.
Das allegemine Fahrverhalten ist gut, aber insbesondere be hohen Geschwindigkeiten nicht unbedingt super stabil, was natürlich an den vielen beweglichen Teilen (an/über) der Vorderachse liegt und bei einem Fritz oder Ey!1 auch nicht besser ist.
So, jetzt aber zum interessantesten Punkt: der Power. Diese hat mich überrascht, denn auch wenn von vorneherein klar war, dass der D7 leistungstechnisch weder an einen Fritz 2.0 noch an einen Pulse+ heranreicht, so hat er heute bei etwa 30 extrem anspruchsvollen, unterschiedlichen Steigungstests bewiesen, dass es sich hierbei um den allerersten "China-Scooter" mit richtig Power handelt, und deshalb werde ich ihn morgen oder übermorgen sogar an der ein oder anderen 30+%-Steigung testen. Der Motor hat untenrum richtig Kraft und gibt auch an langen, starken Steigungen nicht auf, wobei er heute an einer Offroadböschung sogar auf 3 km/h gefallen ist, ohne irgendwelche Anstalten zu machen, abzustellen oder zu überhitzen!
Generell würde ich ihn irgendwo zwischen Pulse und Pulse+ ansiedeln, an der ein oder anderen Steigung kann er auch mit dem an relativ kurzen Steigungen extrem starken Egret Ey!1 und sogar dem bärigen VX4 mithalten, was bei "nur" 42 Nm (vergleichbar mit VX2 Pro, Sultan+ oder eben dem Ey!1) wirklich Respekt verdient. Ein kurzer Gegen-Test mit einem Ü100++ Probanden hat dies übrigens bestätigt.
Zur Reichweite: Ich habe den D7 heute 41.5 km lang sprichwörtlich ohne Ende gequält (resultierend in 660 Höhenmeter) und hatte am Schluss noch knapp 4 von 5 Balken Restakku auf der Anzeige - ich könnte fast darauf wetten, dass bei den heutigen Temperaturen von über 20 Grad 90+ hügelige Kilometer absolut realistisch sind, was wirklich saustark wäre...
Die Kehrseite der Medaille ist natürlich eine Ladezeit von bis zu 10 Stunden (rein rechnerisch exakt 9). Der 3-polige Ladestecker des beiliegenden 3A-Chargers passt übrigens nur mit Gewalt in den Ladeport am Scooter, und dann auch nicht bündigt, allerdings(!) kann man glücklicherweise auch problemlos das praktisch identische Ladegerät vom Pulse(+) verwenden, dessen Anschluss perfekt/widerstandslos passt.

Noch kurz zum Thema "Zero-Start": Obwohl er dieses Feature nicht hat, fährt der D7 praktsich (fast) aus dem Stand/mit nur minimalem Ankicken los, was sogar ein Anfahren an/vor starken Steigungen problemlos möglich macht.
Alles in allem handelt es sich beim neuen RCB D7 zwar nicht um ein High-End Premium-Produkt, für die aktuell aufgerufenen 909€ bekommt man jedoch verdammt viel Gegenwert mit (langandauernder!) Fahrspaßgarantie - im Vergleich zum lupenreinen Flop T8 ist der D7 geradezu ein Volltreffer gewesen.
