Sicher fahren: Vorbereitung & Tipps für die ersten Meter

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Dako

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Für einen eScooter ist in Deutschland keine Fahrerlaubnis erforderlich. Das Mindestalter liegt bei 14 Jahren. Trotzdem gibt es einige Gesichtspunkte aus Theorie und Praxis zu beachten. Wer ohne ausreichende Vorbereitung loslegt, riskiert Unfälle und Bußgelder. Fahrspaß sieht anders aus.

Gesetzliche Mindestanforderung an Gerät und Ausstattung​

Nur eScooter mit einer allgemeinen Betriebserlaubnis (ABE) dürfen im deutschen Straßenverkehr genutzt werden. Für eine Zulassung müssen unter anderem die gesetzlichen Anforderungen erfüllt sein in Bezug auf:
  • Beleuchtung vorne und hinten
  • zwei unabhängige Bremsen
  • Seitliche Reflektoren
  • helltönende Glocke oder Klingel
  • Vor der ersten Fahrt ist eine Haftpflichtversicherung Pflicht
Prüfe Deinen eScooter ob er den gesetzl. Anforderungen entsprechend ausgestattet ist.

Wichtige Schritte vor der ersten Fahrt​

Zu allererst sollte die Bedienungsanleitung gründlich durchgelesen werden. Fehler bei der Montage beispielsweise können fatale Folgen haben. Ist diese Hürde überwunden, ist es ratsam im nächsten Schritt Deinen Roller kennenzulernen: Mach Dich vertraut damit wo der Gashebel ist und womit man die zwei Bremsen betätigt. Funktioniert die Klingel? Wo befindet sich die Ein- und Ausschalttaste und wo aktivierst Du das Licht? Mach Dich mit dem Display und seiner Menüführung vertraut. Lerne den Klappmechanismus kennen.

Bevor Du eine erste Testfahrt mit dem Roller machst, finde Deine ideale Stehposition heraus. Je nach Größe des Trittbretts können die Füße parallel stehen, wir empfehlen jedoch eine Stehposition mit hintereinander stehenden Füßen, wobei die hintere Fußspitze etwas weiter nach außen zeigt.

escooter-position.jpg

Schutzkleidung und Helm​

Schutzkleidung ist nicht nur für Fahranfänger dringend zu empfehlen, um das Verletzungsrisiko einzudämmen. Dazu gehören: Helm, Ellbogen- und Handschutz, Knieschoner und eine Warnweste. Es gibt zwar keine Helmpflicht in Deutschland, aber das Tragen eines Helms wird von uns dringendst empfohlen. Die schlimmsten Verletzungen treten auf wenn man auf den Kopf stürzt. Schädelbruch und bleibende Hinschäden können die Folge sein.
Schuhe mit rutschfester Sohle tragen dazu bei ein sicheres Standgefühl zu haben.

Die erste Fahrt ohne Gas geben​

Für die ersten Fahrversuche sollten die Bedingungen so gut wie möglich sein. Ungünstige Witterungsbedingen wie Nässe führen zu verändertem Bremsverhalten und erhöhter Rutschgefahr. Suche Dir eine trockene Probestrecke ohne Fahrzeugverkehr aus, auf asphaltiertem, ebenen Belag. Aktiviere Deinen eScooter. Vor dem Aufsteigen ist es empfehlenswert, die Bremswirkung durch Schieben zu testen - insbesondere Unterschiede in der Bremsstärke vorn und hinten. Finde heraus, welche Bremse stärker wirkt. Viele eScooter sind mit einer vorderen Motorbremse und hinteren Scheibenbremse ausgestattet. Die hintere Scheibenbremse bremst wesentlich stärker die Motorbremse. Für eine Vollbremsung ist das Betätigen beider Bremsen erforderlich.

Beide Händen sollten unbedingt stets am Lenker sein. Fahre niemals einhändig! Du verlierst sonst das Gleichgewicht und stürzt.

Stell Dich auf den Roller und tritt los ohne den Gashebel zu betätigen um ein Gefühl für das Fahren zu bekommen. Jetzt solltest Du auch Deine ideale Stehposition herausgefunden haben und weißt, welches Dein Standbein und Dein "Trittbein" ist. Deine Arme und Hände sollten entspannt und nicht verkrampft sein. Übe solange bis Du ein sicheres Gefühl entwickelt hast.

Erste Fahrversuche mit Motor​

Das Anfahren funktioniert bei vielen eScootern wie bei einem nicht motorisierten Roller. Um einen versehentlichen Start zu verhindern, reagiert der Motor erst ab einer Geschwindigkeit von ca. 5 km/h, das bedeutet, erst ab 5 km/h Geschwindigkeit funktioniert der Gashebel.

Wenn der Scooter mehrere Fahrmodi hat, sollten die ersten Fahrversuche in der schwächsten Stufe erfolgen, damit man von der Beschleunigung bzw. dem Antrieb nicht überrascht wird.

Wenn man das Anfahren sicher beherrscht, sollten zunächst einige Bremsübungen folgen. Die Gewichtsverlagerung spielt beim E-Scooter eine entscheidende Rolle. Je höher die Geschwindigkeit, desto mehr sollte man das Gewicht nach hinten verlagern. Zudem sind für die Übung wichtig:
  • ein sicherer Stand, um flexibel reagieren zu können
  • Wiederholungen bei moderater Temposteigerung
Eine Vollbremsung sollte ebenfalls geübt werden. In besonders brenzligen Situationen kann das spontane Abspringen die letzte Möglichkeit sein. Auch hier sollten einige Versuche investiert werden. Eine Vollbremsung ist nicht vergleichbar mit der eines Fahrrad's. Wir empfehlen daher eine Vollbremsung mindestens fünf mal zu üben.

Fahren im Straßenverkehr​

Es ist empfehlenswert, auch tagsüber mit Licht zu fahren. Dies erhöht die Sichtbarkeit. Ebenso sollte die Beleuchtung vor jeder Fahrt kontrolliert werden.

Die ersten Fahrten auf öffentlichen Straßen sollten nach Möglichkeit nicht in der City und/oder im dichten Verkehr stattfinden. Dennoch sollte man zu diesem Zeitpunkt das Gerät so gut beherrschen, dass die Aufmerksamkeit hauptsächlich der Umgebung gilt. Auf diese Weise ist ein vorausschauendes Fahren möglich. Vorsicht ist geboten bei:
  • Bodenwellen
  • Unebenheiten
  • scharfen Kurven
  • sehr nassem Boden
Hier ist es ratsam, die Geschwindigkeit frühzeitig zu reduzieren. Auch ist es hilfreich, das Gewicht vorsorglich nach hinten zu verlagern und einen sicheren Stand einzunehmen. Im Zweifelsfall ist Absteigen die beste Lösung.

eScooter sind in der Regel nicht mit einem Blinker ausgestattet. Solltest Du nach links oder rechts abbiegen, benutze deine Beine indem Du sie in die entsprechende Richtung ausstreckst. Benutze nicht die Hände dafür; die Hände sollten immer am Lenker sein.

Zu guter Letzt noch einige Tipps​

  • Bei unebenem Belag oder bei scharfen Kurven versuche leicht in die Knie zu gehen. Du bekommst dadurch ein sicheres Fahrgefühl und schonst außerdem Deinen Rücken.
  • Vorsicht vor rechts abbiegenden Autos: Bei Straßendurchquerung beim Geradeausfahren über eine grüne Ampel reduziere die Geschwindigkeit und sei wachsam vor rechtsabbiegenden Autos, die Dich vielleicht nicht gesehen haben.
  • Fahre auf Radwegen und auf Straßen möglichst in gerader Linie. Vermeide Zick-Zack-Fahrten. Es besteht die Gefahr, dass Du mit einem von hinten kommenden Radfahrer zusammenstößt.
  • Fahre stets vorausschauend und achte auf plötzliche Unebenheiten auf dem Boden, wie z.B. Schlaglöcher, große Steine oder Zweige/Stöcke.
  • Schaue ab und zu über Deine Schulter um den Verkehr hinter Dir zu beobachten. Solltest Du z.B. Fahrradfahrer hinter Dir kommen sehen, halte Dich rechts und fahre gerade aus (nicht zick-zack). Vor jeder Ampel, die von rot auf grün springt, drehe Dich kurz um, um den Verkehr hinter Dir einzuordnen.
  • Sollte Dir das Gas-Geben mit dem Daumen als sehr anstrengend vorkommen: Halte Deine Hände stets entspannt und nicht verkrampft. Um die Daumenmuskulatur während der Fahrt zu entspannen, beuge Deinen Daumen und betätige den Daumengasgriff ca. zehn Sekunden lang mit dem Daumengelenk. Das entspannt Deine Daumenmuskulatur ungemein.
  • Es empfiehlt sich über eine Private Unfallschutzversicherung nachzudenken, wenn Du noch keine hast. Der große Unterschied zur gesetzlichen Unfallversicherung ist, dass die gesetzliche Unfallversicherung nicht nur klar geregelt ist, sondern auch NUR bei/auf Arbeitswegen und während der Arbeitszeit leistet. In der Freizeit bekommt man gar nix. Außerdem greift die private Unfallschutzversicherung auch im Haushalt, in der Schule, Uni, etc und ist ab fünf Euro/Monat zu haben.
  • Es lohnt sich über den Kauf eines Sichtschutzes nachzudenken um sich besser vor Insekten zu schützen. Im Sommer genügt eine Sonnenbrille.
 
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