Also. Zuerst einmal beschäftige ich mich seit etwa 15 Jahren mit Lithium Akku Technologie. Vor allem im Bereich der Kapazitätsmessungen. Die von mir getätigten Äußerungen basieren unter anderem auf eigenen Erfahrungswerten. Lithium Akkus sind Verschleißteile. Ob Polymertechnologie oder nicht, spielt dabei keine große Rolle. Sie erleiden im Laufe der Zeit durch die Elektromigrationsvorgänge einen Kapazitätsverlust. Ein qualitativ guter Akku hat nach 500 vollständigen Lade- und Entladezyklen noch etwa 80% seiner Kapazität. Wer damit leben kann, der kann ihn immer voll laden und auch wieder komplett entladen. Viele Faktoren entscheiden darüber, wie schnell und rapide dieser Kapazitätsverlust voranschreitet. Dabei spielen die Betriebstemperatur beim Laden und Entladen, sowie die Stromstärke eine entscheidende Rolle. Auf beides hat man jedoch als Nutzer keinen großen Einfluss. Ebenso spielen die Lade- und Entlade-Schlussspannung sowie mechanische Belastungen (Schläge und Vibrationen) eine entscheidende Rolle. Unter 3 Volt Entladeschlussspannung nimmt der Alterungsprozess exponentiell zu, ebenso über 4,3 Volt Ladeschlussspannung. Vor allem bei Lagerung mit 4,1-4,3 Volt Ladeschlussspannung entstehen irreversible Veränderungen in der Struktur, die zu einer Erhöhung des Innenwiderstandes und damit zu einer Verringerung der Hochstromfähigkeit führen. Dies geschieht schon nach wenigen Tagen Lagerung. Man merkt es aber nur dann, wenn man den Akku wirklich mit hohen Strömen entlädt. Dann ist die Leistung des Motors nicht mehr so wie bei einem völlig intakten Akku. Auf die Kapazität des Akkus hat dies allerdings erstmal keinen Einfluss. Das ist der Grund, warum man nicht vollständig aufladen sollte, wenn man den Roller einige Tage nicht benutzt. Die Lagerung bei niedrigen Akkuspannungen führt hingegen zu unmittelbaren und irreversiblen Kapazitätsverlusten.
Der Akku geht durch schlechte Behandlung nicht kaputt, aber er altert schneller. Wer täglich nur 10 km fährt, wird davon lange Zeit kaum etwas merken. Außer, dass er vielleicht eine steile Rampe nicht mehr hochkommt. Wer aber die 33 km Reichweite auch nach längerer Betriebszeit noch hin und wieder voll ausreizen will, der sollte den Akku wie oben beschrieben schonen, damit er keine Kapazitätsverluste erleidet. Nur darum geht es eigentlich. Wer dauerhaft nicht viel mehr als 20 km am Stück fahren will, dem kann es doch völlig egal sein, ob er mit 100% oder 80% startet. Tut er es immer mit 80%, verlangsamt er dadurch aber den Alterungsprozess. Und deshalb sind beide Statements richtig. Das Sorglose, ebenso wie das Pingelige. Es hängt von den persönlichen Bedürfnissen und dem Einsatzzweck ab. Wer darauf angewiesen ist, auch nach 1 oder 2 Jahren Betriebszeit nochmal 33 km mit dem Roller fahren zu können, der sollte die Akkus flach zykeln, solange er keine großen Strecken fahren will. Dadurch wird der Kapazitätsverlust über die Zeit definitiv mindestens halbiert. Das weiß ich aus eigenen Erfahrungswerten. Wenn ich hingegen auch künftig immer nur 10 km am Tag fahren will, ist das alles völlig egal.